F. SCOTT FITZGERALD – THE GREAT GATSBY


Gatsby wird nicht erst zum Felix Krull, er ist von Anfang an ein Hochstapler. Fitzgerald vermag es, durch die Wahl seiner stilistischen Mittel den Leser lange darüber hinwegzutäuschen. Seine dahintänzelnden Sätze folgen einem klugen Konzept, das durch die genau eingegrenzte Perspektive noch geschärft wird. Die Idee der Entlarvung eines großen Verrats an den angeblich amerikanischen Idealen schimmert durch die vielen Übertreibungen und bewussten Auslassungen hindurch; es gilt, zwischen den Zeilen zu lesen und nicht wie Gatsby Erscheinung mit Bedeutung zu verwechseln. Die Worte aus Fitzgeralds edler Feder bewegen sich dabei auf einem schmalen Grat, unten droht der bunte Kitsch. Doch wo der Text die goldene Balance hält, da ist er ein elegantes Experiment mit der Moderne. 

The Great Gatsby ist, wie Fitzgeralds Lektor Max Perkins 1925 schrieb, eine Geschichte, die von reiner lyrischer Schönheit bis zu schierem brutalem Realismus reicht. Oder: literarische Hochstapelei, die tief in die Abgründe des Amerikanischen Traums blicken lässt, der auf den nicht enden wollenden Partys der Selbstinszenierung selbst zum Kitsch verkommt. Damit ist Fitzgeralds Werk einhundert Jahre später beklemmend aktuell, in Zeiten von sich global vernetzenden Plutokratien, deren Macht auf marktschreierischen Lügen und von ihnen selbst immer weiter vertieften sozialen Ungleichheiten basiert.


Gatsby does not become a Felix Krull; he is an impostor from the beginning. Fitzgerald masters to disguise this by his choice of stylistic devices. His prancing sentences follow a clever concept, sharpened by the precisely delineated perspective.The idea of exposing a great betrayal of supposed American ideals shimmers through stylistic hyperbole and many conscious omissions; it is a matter of reading between the lines and not, like Gatsby, confusing appearance with meaning. The words from Fitzgerald’s noble pen walk a fine line; colorful kitsch looms below. But where the text strikes a golden balance, it is an elegant experiment with modernity. 

The Great Gatsby is, as Fitzgerald’s editor Max Perkins wrote in 1925, a story that ranges from pure lyrical beauty to sheer brutal realism. Or: literary imposture, looking deep into the abysses of the American Dream, which itself degenerates into kitsch at the never-ending parties of self-dramatization. Fitzgerald’s work is thus oppressively topical one hundred years later, in times of global networks of plutocracies whose power is based on gimmicky lies and social inequalities that they deepen ever further.